Fachbücher

Republik und Schleier

von Nilüfer Göle

Der Schleier beziehungsweise das Kopftuch der jungen islamischen Frauen scheint die Frontlinie zwischen westlicher Moderne auf der einen und traditionellem Islam auf der anderen Seite zu symbolisieren.
Die renommierte junge türkische Soziologin Nilüfer Göle geht der Frage nach, wie Sexualität und Politik in der Türkei – dem islamischen Land, in dem Moderne und Laizismus am stärksten forciert wurden – über die Frauenfrage miteinander verknüpft sind und wie das Thema von den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen – von westlich Orientierten und islamitisch Orientierten, von islamitischen Frauen und islamitischen Männern – diskutiert wurde und wird…

Leseprobe:

… von Ehemännern, die das ungerührt lässt, von Tomatenmark kochenden Nachbarinnen, von einem monotonen Alltag, der mit schlechten Gerüchen erfüllt ist, und von einem abgestumpften Eheleben, das bei der Frau Überdruss, Zorn und Hoffnungslosigkeit hervorruft. Ihre durch den Schleier zu Schau getragene radikale islamitische Identität steht für den Wunsch, sich von diesem eintönigen Leben zu verfreien und anders zu sein. „Ihr gehört nicht zu jenen, die nach der Arbeit einen Drink herunterspülen, die andächtig in die leuchtenden Schaufenster starren…

Fachbücher

Atlas des tropischen Deutschland

von Zafer Senocak

Die Deutschen nehmen sich zunehmend in jenem Vakuum wahr, das sie seit der Kapitulation des Dritten Reiches zu füllen versuchen. Sie schwanken auf unsicherem Boden und suchen nach den fehlenden Jahren. Ihre Vergangenheit jedoch trübt die Sicht wie Nebel. Biographien werden austauschbar. Gesichter verschwinden in den Massen. Die Masse ist eine Maske der Körper. Sie lebt in Deutschland nicht in der Gegenwart, bewegt sich nicht in die Zukunft, sondern verharrt in der Vergangenheit, erstarrt genau in jenem Moment, in dem der Film riss. Seitdem bestimmt der Schatten die Größe des Körpers.

Fachbücher

Der gebrochene Blick nach Westen

von Zafer Senocak

Die jüngsten Debatten um zeitgenössische Kultur in der Türkei werden hierzulande kaum registriert. Künstler, Wissenschaftler und Journalisten aus der Türkei reflektieren in diesem Sammelband den Standort und die Perspektiven einer westlich orientierten türkischen Kultur. Konflikte und Probleme werden offen und kritisch thematisiert. Dadurch wird für den Außenstehenden das kulturelle Spannungsfeld, in dem sich die Türkei zwischen Europa und Asien befindet sichtbar gemacht.

Fachbücher

Das Land hinter den Buchstaben

von Zafer Senocak

Deutschland und der Islam im Umbruch
Wer heute das Gespräch mit Muslimen sucht, sollte sich an die Geschichte erinnern und nicht so tun, als sei das christliche Erbe Europas identisch mit den Werten der Aufklärung. Das christliche Abendland hat ähnlich wie das muslimische Morgenland eine in sich wider- sprüchliche Kultur hervorgebracht, die sowohl wortgetreue und dogmatisch fixierte Lesarten der Glaubensüber-lieferungen als auch freie Interpretation, sowie die künstlerische, ästhetische Umsetzung des religiösen Erbes umfasst. Wie töricht ist es heute, angesichts dieser Komplexität, den Islam jenen Kräften zu überlassen, deren kultureller Analphabetismus und arrogante Ignoranz Gewalt und Barbarei produzieren. Der muslimische Analphabetismus und die christliche Arroganz gepaart mit beiderseitiger kultureller Amnesie schaffen ein verzerrtes Bild der islamischen Kultur, reduziert auf das Kopftuch und das bluttriefende Schwert des Dschihad.

Fachbücher

Europe Türkiye

Die neue Rolle der Türkei zwischen Europa und Asien

Das vorliegende Buch ist der erste Band eines Periodikums für den europäisch-türkischen Dialog – EuropeTürkiye.

Initiiert und getragen wird EuropeTürkiye von EATA (European Assosiation of Turkish Academics), einem europaweiten Verband von türkischen Akademikern, Studenten und Berufstätigen, die – zumeist in Westeuropa geboren oder zumindest dort aufgewachsen – der so genannten „Zweiten Generation“ angehören.

Leseprobe:

… Es gibt keine fundamentalen Erosionsprozesse im deutsch-türkischen Verhältnis, deren Psyhogramm mit großer Sorge gezeichnet werden müßte. Noch immer gibt es eine Freundschaftsbasis und Antriebskräfte für den Ausgleich zeitweiser Irritationen, die von bemerkenswerter Dimension sind. Es ist aber gleichwohl ein Punkt erreicht, an dem wir uns fragen müssen, ob wir im deutsch-türkischen Verhältnis nich allzuviel als selbstverständlich hingenommen haben. Wir haben auf der einen und anderen Seite verkannt, daß auch alte enge Freundschaften sorgfältiger Pflege bedürfen, daß sie nicht statisch gesehen werden dürfen, sondern an neue dynamische Entwicklung anzupassen bzw. wiederzubegründen sind und daß sie wegen der gegenseitigen hohen Erwartungshaltungen – die Erwartungshaltungen besonders auf türkischer Seite – kritikanfällig und fragil sein können. …