Erzählungen

Das barocke Auge

von Bora Cosic

Essay

Zu den vorliegenden Essays schreibt Karl-Markus Gauß in seinem Nachwort: „Ausgerechnet ein Meister der Verwandlungen aber, der nichts allein als artifizielles Spiel zu lieben schien, ein Zauberer, der mit Spiegelungen und Berechnungen, mit dem richtigen und dem falschen Zitat seine Kunststücke trieb; ausgerechnet der Ironiker, der sich hütete, den Dingen gleich mit ihrem Geheimnis und der Welt mit seiner Moral zu kommen, Bora Cosic also, hat sich als Zeuge bewährt. Das ist merkwürdig und lehrreich. Er, der seiner Zeit weder grimmig die Leviten lesen noch sich eitel als Prediger über sie erheben wollte, hat sich in seinen Essays der Wirklichkeit gestellt; also auch dem Wahnwitz, der Selbstlüge, dem Blendwerk der Ideologie, der Phrase der Propaganda (die immer auch eine Propaganda der Phrase ist), dem Rauschen der großen, unablässig sirrenden Wortmaschine.“

Leseprobe:

… Diese ganze Allee der modellierten Basiliken und Paläste ist für mich ein Gedichtband, dessen einzelne Nummern in erhabener Muße und ohne Neurose angefertigt wurden, wie auch unser Opa sein slawonisches Häuschen gebaut hatte, das bis in meine Tage überlebt hat. Das Häuschen erinnert mich jetzt an eine virtuelle Möglichkeit des Lebens im Kleinen, das es in der Menge der kosmischen Verdrehungen und Umkehrungen auch geben könnte. Es steht  nirgends geschreiben, dass die Dimenseionen unserer Körper, und dementsprechend der Häuser, in denen diese Körper hausen, jener planetarische Standard sind, der einzig richtige und erwartete. Vielleicht sind unsere Maße gar nicht die richtigen, und vielleicht sind wir eigentlich viel winziger, als wir denken, und die Modelle, ob kirchlich oder nicht, hätten uns dabei eine wertvolle Warnung sein können. Unsere Dimensionen sind zu stark betont und ungerecht forciert, und der Modellmeister, der seine Basilika kleiner baut als er selbst ist, denkt vielleicht daran. …

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