Gedichte

Übergang

von Zafer Senocak

Ausgewählte Gedichte

Die Gedichte von Zafer Senocak, einem breiten Publikum bekannt durch seine provokanten Essays und Prosawerke, wurden bislang in elf Sprachen übersetzt. „Übergang“ bringt nun eine repräsentative Auswahl aus seinem bisherigen Schaffen. 132 Gedichte aus einem Vierteljahrhundert. Sichtbar wird die Entwicklung von Themen und Stilen zu einem immer lakonischeren Ton, der inzwischen die Lyrik Senocaks prägt. Dichtung auch verstanden als Übersetzung zwischen dem Osmanischen Diwan und den Schreibweisen der europäischen Moderne, zwischen islamisch mystischer Tradition und dem Erbe der Aufklärung. Gedichte, die ein „Zurück zur Poesie“ einfordern, mal kontemplativ, mal irritierend, mit einer Bildersprache die fremd und zugleich vertraut erscheint. Eine unverwechselbare Stimme in der gegenwärtigen deutschsprachigen Lyrik, die einlädt auf die „Wortschatzinsel“.

Leseprobe:

Frau die in Wassern lebt
wird wund beim Berühren
jene Schrift die auf dem Wasser treibt
hat sie über Nacht zugedeckt
sie wird im Schlaf geholt
von einer Sprache die sie nicht versteht

bleibt er verborgen der zu ihr spricht
berührt sie nur mit seinem Klang
gibt ihr keinen Namen

seine Geschichte bleibt geheim
nur zu fassen von Körpern
die sind daheim
in einem fernen Land
wo ihr Herz nicht mehr schlägt

Schreibe einen Kommentar