von Luiz Vilela
Die Menschen in Luiz Vilelas Kurzgeschichten befinden sich in entscheidenden Situationen, an toten Punkten oder möglichen Wendepunkten oder im Leben. Es sind Geschichten vom Scheitern, das nicht als solches ausgewiesen ist. Luiz Vilela beobachtet den Alltag meist einsame Menschen und zeigt ihre kleinen Dramen auf, die eigentlich die wirklich großen im Leben eines jeden sind.
„Er blieb allein am Tisch zurück, allein mit dieser Vergangenheit, für die er keine Vergebung erhalten hatte. Was sollte er noch tun? Er hatte getan, was er konnte. Er konnte nichts weiter tun. Aber, überlegte er, es stimmte. Ja, so war es. War er nicht auch ein Opfer? Also sollte er sein Leben lang diese Reue hinter sich herziehen, genauso wie der andere sein Bein.“
Leseprobe:
… Eine große Truhe: Da mussten viele interessante Sachen begraben sein. Ich hob den Deckel: leer. Dahinter stand ein an die Wand gelehnter, eigenartig geformter Holzkasten, ein Geigenkasten. Das war der aufregendste Moment dieses Abenteuers, das meine Neugier bisher nicht besonders angestachelt hatte; die Geige jedoch versöhnte mich. Ich brachte den Geigenkasten in den helleren Teil des Kellers und machte ihn auf: Innen war er mit violettem Filz ausgeschlagen: ein Sarg. Beim Öffnen fühlte ich, wie etwas seit langem Totes und Eingesperrtes mit dem Licht plötzlich wieder erwachte und jetzt darauf drängte, aus dem Keller in das Leben voller Luft, Klang und Helligkeit zurückgeholt zu werden…