Erzählungen

Luja und Prost

von Edgar Forster

Von bayrischer Biergaudi und Wirtshäusern.
Wirtshaus und Kirch gehören in Bayern zusammen. Luja und Prost, sind die Freudenrufe in diesen beiden Häusern. Die Symbiose von Kirche und Wirtshaus, ausgedrückt in räumlicher Nähe, kann der aufmerksame Reisende in vielen Ortschaften Bayerns beobachten. Auffällig ist das bei den Wallfahrtsorten. Dass es zwischen den Beherrschern beider Häuser, dem Pfarrer und dem Wirt, gelegentlich zu Differenzen kommt, ist verständlich, aber man gibt in Bayern dem Pfarrer, was des Pfarrers ist und dem Wirt, was des Wirtes ist. Der eine herrscht vor Ort über das himmlische Reich, der andere über das irdische Paradies. Aber der Wirt besucht den Pfarrer und der Pfarrer den Wirt. Die Gäste auf Erden sind Gäste im Gotteshaus und Gäste im Wirtshaus gleichermaßen.

Leseprobe:

… Unbeeindruckt sagte mein Schwager: “ Was soi’s, fahr ma los!“ Der Pater stieg in das Führerhaus und klemmte sich hinter das Lenkrad. „Ham’s Angst?“ fragt mitfühlend der Prüfer. „Na“, sagte der Prüfling-Pater, „des is alles göttliche Vorsehung, des wird scho alles richtig, wia’s a nausgeht.“ Der Pater startet den Lastwagen und fuhr zum Kloster hinaus und siehe da, da war ein Schwerlasttransport, der langsam vor sich hinkroch. Überholen war unmöglich, Wenden auch. Der Laster mit Prüfling und Prüfer durfte dahinter herzuckeln. Der Prüfer musste aber bald wieder in Landsberg sein, der nächste Prüfungskandidat wartete schließlich schon. Ein Umweg war unmöglich. Auch war eine denkbare umleitende Straße gesperrt. Eine Prüfung dauert 45 Minuten und durfte keine Minute länger andauern. Der Pater schlich hinter dem breiten Tieflader her und bald hatte er seinen Führerschein redlich und rechtlich einwandfrei durch Kriechfahrt erworben, „des is die göttliche Fügung, da kenna mir Erdenmenschen gar nix macha!“…

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