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Buchpräsentation: „Die Ritter Konstantins – Die Geschichte des Konstantinischen Ritterordens“

Prof. Wolfgang Bandio - Eröffnungsrede im Kaiser I ( II ) Arbeits- und Audienzzimmer bei der Buchpräsentation

Der Neue Welt Verlag in Wien „schließt eine Lücke in der deutschsprachigen Literatur.“ Im neuen Buch „Die Ritter Konstantins – Die Geschichte des Konstantinischen Ritterordens“ werden neben Konstantin dem Großen auch andere wichtige historische Figuren wie, der Heilige Georg und Sultan Mehmet II (Fatih Sultan Mehmet), behandelt.

Feierliche Buchpräsentation im Bundesdenkmalamt in der Wiener Hofburg, dort wo damals Kaiser Franz I. gelebt und gearbeitet hat. 

WIEN. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Herrn Dr. Christoph Bazil, dem Präsidenten des Bundesdenkmalamtes, der auch die Räumlichkeiten in der Wiener Hofburg für die Veranstaltung zur Verfügung gestellt hat. In seiner Begrüßungsrede betonte er die historische Bedeutung der Räumlichkeiten: „Die Räume des Bundesdenkmalamtes so wie sie heute sind im Wesentlichen seit Kaiser Franz I. unverändert geblieben. Seine letzte Frau hat im Jahr 1824 die Räume noch einmal neuausgestattet und so sind sie auch im Grunde bis heute erhalten geblieben.“

Dr. Christoph Bazil, Präsident des Bundesdenkmalamtes

 

Die Bedeutung des Konstantinischen Ritterordens

Anschließend ging Wolfgang J. Bandion, Kanzler der Königlichen Ordenskommission, in seinem Festvortrag auf die historische Bedeutung des Ordens als religiöse und auch politische Kraft ein: „Der Sieg Kaiser Konstantins, der das Christentum als integrierende Säule des Reiches betrachtete, hat die religiöse Struktur des Reiches nachhaltig verändert“. Mit dem Namen Konstantin verbinde sich „keine Diskriminierung anderer Religionen, sondern vielmehr eine Interkulturation, wie sie der Apostel Paulus gefordert hat (vgl. 1 Thess 5,21). Auch Kirchenväter wie der heilige Basilius plädierten für das Studium guter ‚heidnischer‘ Literatur. Die vielstimmige Welt der Antike wurde zum neuen Fundament, auf dem sich das heutige multinationale Europa entwickelte. Kaiser Konstantin förderte das Christentum energisch. Die großen Basiliken zu Ehren der Apostelfürsten Petrus und Paulus in Rom gehen ebenso auf seine Initiative zurück wie die Auferstehungskirche in Jerusalem“. Wolfgang J. Bandion bezeichnete Birol Kilic als einen langjährigen Weggefährten, dessen Liebe und Interesse für die Geschichte und die gemeinsame Verantwortung für unsere Kultur dieses Buch möglich gemacht haben. Unser Auftrag heute in einer pluralistischen Gesellschaft ist nicht die Suche nach Gott, sondern die Suche nach den Menschen und nach einem respektvollen und liebevollen Miteinander“.

Prof. Wolfgang Bandion

Erzherzog Simeon von Habsburg-Lothringen
würdigt das Werk

Das Vorwort des Buches stammt von Simeon von Habsburg-Lothringen, dem Präsidenten der Königlichen Kommission des Konstantinischen Ritterordens vom Heiligen Georg. Auch er war zur Buchpräsentation gekommen und betonte in seiner Ansprache die große Bedeutung des Werkes für das Verständnis der europäischen Kultur- und Religionsgeschichte: „Der Konstantinische Ritterorden ist eine geistliche Gemeinschaft, die in ihrem Schutzpatron, dem Heiligen Georg, ein Vorbild sieht, dem Nächsten zu helfen und den Geist des Christentums mit Leben zu erfüllen“. Man wolle „nicht Verwalter der Vergangenheit, sondern Gestalter der Zukunft sein“. Eine zentrale Aufgabe sei es heute, „für die verfolgten Christen in weiten Teilen der Welt einzutreten“. Der Konstantinische Ritterorden stehe seit Jahrhunderten für Nächstenliebe und den Schutz christlicher Werte. „Unser besonderer Dank gilt dem Verleger des Neue Welt Verlags, Birol Kilic, ohne dessen Interesse an unserer gemeinsamen Geschichte dieses Buch nicht entstanden wäre. Mit der nun vorliegenden Darstellung der Ordensgeschichte wird eine lange bestehende Lücke in der deutschsprachigen Literatur geschlossen“.

Ein Höhepunkt der Veranstaltung war die Überreichung einer Urkunde und einer Danksagung durch Erzherzog Simeon von Habsburg-Lothringen an Birol Kilic, der damit die große Unterstützung würdigte, die Kilic als Verleger bei der Herausgabe des Buches geleistet hat.

 

Plädoyer für Gerechtigkeit

Birol Kilic eröffnete die Veranstaltung mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für die zeitlose Relevanz der Gerechtigkeit, nicht nur in einem Reich wie dem Habsburgerreich, sondern auch in der heutigen Welt: „Gerechtigkeit ist auch heute das Fundament der Demokratie und des Rechtsstaates“.

Die Bedeutung von Gerechtigkeit war schon damals in großen Reichen unübersehbar und ist in der heutigen pluralistischen, demokratischen Republik Österreich von noch größerer Bedeutung. Ein frühes Beispiel ist das Mailänder Edikt, das Kaiser Konstantin der Große nach dem Sieg im Milvischen Krieg 312 erließ. Mit diesem Toleranzedikt von 313 setzte er ein Zeichen für Gerechtigkeit und Gleichheit zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen, ein Vorbild, das bis heute zum Nachdenken anregt. Inspiriert davon verfasste Sultan Mehmed II. (auch bekannt als Fatih Sultan Mehmet) nach der Eroberung von Bosnien-Herzegowina im Jahr 1463 das Fatih Ahidnamesi. Dieses Dokument, das ursprünglich in der katholischen Franziskanerkirche in Fojnica in Bosnien-Herzegowina aufbewahrt wurde, gewährte den bosnischen Franziskanern umfassenden Schutz und steht bis heute für religiöse Toleranz und Gerechtigkeit.

Gerechtigkeit bleibt auch heute das Fundament von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. In einer Zeit, in der viele Länder ihre demokratische Identität verteidigen, ist der „Gerechtigkeitssinn“ eine wichtige Leitlinie. Gerechtigkeit, so betont Kilic, müsse das Fundament jeder Gesellschaft bleiben. Er erinnerte an die Bedeutung des Einsatzes für Menschenrechte und an die heutige freiheitlich-demokratische, pluralistische Grundordnung der Republik Österreich, die auf Gewaltenteilung basiert. Diese Ordnung könne nur durch echte Gerechtigkeitsliebe und ohne Scheinheiligkeit und Machtmissbrauch funktionieren und müsse von wehrhaften Demokratinnen und Demokraten Tag und Nacht verteidigt werden.

„Die Ritter Konstantins“ Vorwort der Herausgeber Birol Kilic im Buch

Prof. DI Birol Kilic

Historisches Referat von Gregor Gatscher-Riedl

Es folgte ein faszinierender Vortrag des Autors Gregor Gatscher-Riedl, der die Zuhörerinnen und Zuhörer auf eine Reise durch die bewegte Geschichte des Konstantinischen Ritterordens mitnahm, beginnend mit der Schlacht an der Milvischen Brücke im Jahr 312, als Konstantin der Große das Kreuz am Himmel sah und unter dem Motto „In hoc signo vinces“ („In diesem Zeichen wirst du siegen“) triumphierte. Der Historiker beleuchtete in seinem Vortrag, wie der Orden nicht nur als Verteidiger des Glaubens, sondern auch als Brücke zwischen Ost und West eine zentrale Rolle spielte.

Dr. Gatscher-Riedl

Einige Auszüge aus Gatscher Riedls Vortrag:

„Die Geschichte des Konstantinische Ordens vom Hl. Georg als katholischer, ritterlicher Ordensgemeinschaft ist das Anwendungsgebiet der aristotelischen Unterscheidung zwischen Substanz und Materie.

Die Substanz besteht in der überlieferten Gründung im Gefolge der Kreuzesvision Konstantins vor der Schlacht an der Milvischen Brücke 312 n. Chr. Durch das Jubiläum der Erklärung Konstantins zum Regenten im gesamten Imperium 324 im heurigen Jahr wird dieses Geschehen in seiner Bedeutung für die Ausbreitung des Christentums zusätzlich in die Gegenwart gehoben.Zudem ist ein kirchliches bzw. päpstliches Interesse an der Person und Überlieferung Konstantins durch die „Konstantinische Schenkung“ bedingt, die dem Papsttum den Primat über die christliche Kirche einräumte und zudem die Basis für den kirchlichen Landbesitz bildete.

Der Umgang mit dem Mythos einer legendenhaften Gründung macht ein wesentliches Kapitel christlicher Kulturgeschichte deutlich, führt aber auch tief hinein in die politische Gestalt des östlichen Mittelmeerraums und das Spannungsfeld des byzantinisch-osmanischen Konflikts. Zugleich enthält die Geschichte des Ordens alle Elemente der alten Mythen, der Orden gibt mit seinem Rekurs auf die Zeit des römischen Kaisers Konstantin ein historisches Ereignis wieder, das dadurch zur ständigen Gegenwart wird. Diese Hineinnahme der Vergangenheit in die Gegenwart ist der wohl ein zentraler Eckpfeiler im Verständnis sowohl des Ordens, aber auch der herausragenden Position, die ihm durch päpstliche und staatliche Dokumente zu Teil wurde. Die Instrumentalisierung durch Päpste und souveräne Herrscher hat den Blick auf den Orden verengt und seine Wahrnehmung in gewisser Weise gefiltert, ebenso wie dadurch seine politische Akzeptanz und Bedeutung verbreitet wurden. Zu dem Zeitpunkt, als die „Konstantinische Schenkung“ im 15. Jahrhundert als Urkundenfälschung entlarvt wurde, tritt durch das Vordringen des Islam auf der Balkanhalbinsel die vertriebene Familie Angeli in den Scheinwerfer der Öffentlichkeit, die als Nachfahren der oströmischen Dynastie der Komnenen auftritt – ebenfalls allerdings auf legendärer Basis.

In der Geschichte des Konstantinischen Georgsordens verschwimmen historische, quellenbasierte Fakten und überlieferte, mit Pathos vertretene Traditionen zu einem uneinheitlichen Bild. Diese unterschiedlichen Qualitäten des Informationsgehalts machen die Darstellung seiner Entwicklung nicht eben einfach, aber dafür umso spannender. Als Ritterorden der Kirche sind seine Handlungsfelder aus einem spirituellen Auftrag heraus klar definiert und konnten durch die praktische Loslösung – ein theoretische Verbindung bestand ohnedies zu keiner Zeit – von der neapolitanischen Krone ab 1860 voll zum Tragen kommen.

Gemeinsam mit dem ungleich bekannteren Souveränen Malteser-Ritterorden ist der Konstantinische Georgsorden eine der wenigen ritterlichen katholischen Ordensgemeinschaften, die den Status der päpstlichen Anerkennung und Bestätigung bis in unsere Zeit bewahren konnten. Der Orden, dessen Großmeistertum eines der ganz wenigen erblichen Kirchenämter ist und das im Haus Bourbon-Beider-Sizilien weitergegeben wird, ist eine Gemeinschaft des Gebets, der Spiritualität und der Aktion, dem katholische Laien beiderlei Geschlechts sowie Geistliche angehören. Der Ordensauftrag besteht in der Stärkung des christlichen Lebens seiner Mitglieder, wobei sich die Ritter und Damen des Ordens sich offen zu Papst und Kirche bekennen.“

Der Neue Welt Verlag hat in den vergangenen Jahren bereits eine Reihe von Büchern veröffentlicht, die sich mit der Geschichte und dem kulturellen Erbe Europas auseinandersetzen. Werke wie „Die Roten Ritter“, „In Hoc Signo Vinces“ und „Orient & Okzident – Begegnungen und Wahrnehmungen aus fünf Jahrhunderten“ unterstreichen das Engagement des Verlages, durch Wissen Brücken und Verständnis zwischen den Kulturen zu bauen.

1.Auflage Ab Oktober  2024

Die Ritter Konstantins
In hoc signo vinces  „In diesem Zeichen wirst du siegen“
Autor: Gregor Gatscher-Riedl
Herausgeber: Birol Kilic
ISBN: 9783950528718
Preis: 99.- Euro

Quellen: „Die Ritter Konstantins“ Vorwort der Herausgeber Birol Kilic im Buch
https://neueweltverlag.at/neues-buch-die-ritter-konstantins-vorwort-der-herausgeber-birol-kilic/

Das Video von der Präsentation des Buches vom Neue Welt Verlag finden Sie hier:

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Krieg und Kriegsfolgen als Graphic Novel

NEUE WELT VERLAG: „DIE HEIMAT IN DER SCHULTASCHE“

Eine authentische Fluchtgeschichte am Ende des Zweiten Weltkriegs

Die hilflosesten Opfer von Krieg und Gewalt sind meistens Frauen und Kinder.

Fast täglich sieht man im Fernsehen Bilder aus aller Welt, in denen Menschen ihre Heimat verlieren. Mit dem Jugoslawienkrieg in den 90er Jahren oder dem aktuellen Krieg in der Ukraine wurde vielen deutlich: So etwas kann jederzeit auch in unserer unmittelbaren Nachbarschaft passieren. Dennoch ist den meisten nicht bewußt, wieviele Familien in Deutschland und Österreich von solch einer Extremsituation betroffen waren: So war jeder Vierte bis Fünfte ein Heimatvertriebener.

Das Schicksal der 14 Millionen deutschen Heimatvertrieben blieb viele Jahre wenig beachtet, Trauer- bzw. Traumaarbeit fand so gut wie nicht statt.

Erst in jüngerer Zeit, wo die Erlebnisgeneration schon fast verschwunden ist, widmen sich Wissenschaftler dem Schicksal der „Kriegskinder“.

Dennoch bieten solche textlastigen Bücher keinen niedrig schwelligen Zugang für heutige Jugendliche, weshalb die Idee aufkam, die tatsächliche Fluchtgeschichte des damals sechsjährigen Heinz Herwig Bathelt von Schlesien nach Österreich in der Form einer Graphic Novel – der „ernsthafteren“ Form eines Comics – aufzubereiten.

Herausgeber und Sohn Christoph Bathelt zeigt sich vom Ergebnis zufrieden wie folgt:
                 „Das Trauma der Flucht und die anschließende bedürftige Kindheit hat meinen Vater zwar geprägt, aber niemals verbittert. Seine Erlebnisse bestätigen den Satz Viktor Frankls, wonach es nur zwei Menschenrassen gibt: nämlich die ‚Rasse‘ der anständigen Menschen und die ‚Rasse‘ der unanständigen Menschen. Darum freue ich mich, dass der Neue Welt Verlag und mein Freund, Prof. Birol Kilic, diese Intention verstanden und das Buch publiziert haben, um das Verbindende und damit Versöhnende darin zu dokumentieren. Es kann auch für heutige Migranten ein Zugang sein, wenn sie sich mit den Befindlichkeiten ihrer neuen Heimat besser auseinandersetzen wollen.“

Verleger und Publizist des Hauses Neue Welt Verlag Birol Kilic:
„Die Programmphilosophie des Neue Welt Verlags ist österreichisch, aber immer mit dem Blick über die Grenzen in die „Neue Welt“. Der Neue Welt Verlag möchte seit vielen Jahren Brücken zwischen Menschen, Kulturen und Generationen bauen, mit Empathie im Sinne des Humanismus und des Friedens. Mit diesem Projekt haben wir erstmals nicht nur in der Form etwas Neues geschaffen, sondern auch ein Thema gewählt, das die Vergangenheit unseres Kontinents Europa bis heute prägt. Ich habe hier ein großes Einfühlungsvermögen. Ich habe viele Geschichten von vertriebenen Türken, Albanern und Bosniern aus dem Balkan besonders gehört, die vor und nach dem Ersten Weltkrieg durch Massaker ihr Hab und Gut verloren haben. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es ein Programm nach dem anderen gegen diese Minderheit der Türken, Albaner und Bosnier auf dem Balkan bis 1990, wo wir alles aus erster Hand gelesen, gehört und aufgeschrieben haben. Wir wollen keinen Krieg, wir wollen Frieden. Atatürk hat nicht umsonst gesagt: Krieg ist Mord, wenn er nicht der Verteidigung des Vaterlandes dient. Nur Verteidigung hat er gesagt, nie Angriff, und deshalb hat Atatürk die Grundideologie der säkularen Republik Türkei mit dem Staatsprinzip „Frieden im Vaterland und Frieden in der Welt“ begründet. Wir wollen Frieden in Österreich, in Europa und in der Welt. Frieden in der Heimat und Frieden in der Welt.Daran müssen wir jeden Tag arbeiten. Im Kleinen wie im Großen. Egal. Wir müssen jeden Tag für die freiheitlich demokratische Grundordnung des Rechtsstaates für den Friedenswillen und als wehrhafte Demokraten einstehen, nachdenken und immer wachsam sein.Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.“

Die Geschichte von Heinz H. Bathelt ist einerseits typisch für viele seiner Generation, andererseits außergewöhnlich wegen seiner präzisen Beobachtungsgabe und vielen erstaunlichen Details. Illustriert wurde das Buch von der slowakischen Grafikerin Klára Štefanovičová. Es ist im DIN A4-Format gedruckt mit Softcover und enthält 32 farbige Seiten.

Heimatblatt der Karpatendeutschen Landsmannschaft in Österreich, Jahrgang 74 November / Dezember 2023 11 / 12 Folge
Zeitschrift: Abendland, III/23, III.Quartal

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https://karpatenblatt.sk/die-heimat-in-der-schultasche-eine-ergreifende-graphic-novel/

Die Heimat in der Schultasche
Die Erlebnisse von Heinz H. Bathelt
Herausgeber : Christoph Bathelt
32 Seiten
Preis: 19,90 Euro
ISBN-Nummer 978-3-9505287-0-1
Neue Welt Verlag, Wien,
Die_Heimat_in_der_Schultasche_ (1)

Erzählungen

Spleen Berlin 1

von Wolfgang Heyder

„Er wusste aus langer Berufserfahrung, wie wichtig junge hübsche Mädchenleichen für das Zustandekommen spannender Stories sind. Demonstrativ zog er das Spleen-Barometer aus dem Diplomatenköfferchen. Ergebnis, wie erwartet: Das digitale Verstimmungsfrühwarnsystem schwieg. Spannungsbogen steigend, statistisch-imaginär hochgebogen steigend, statistisch-imaginär hochgerechnete Leserbeteiligung: circa 75%. Noch keine Abschaltquote. Nur die Situationskomik hätte etwas besser ausfallen können. Er würde sich Mühe geben müssen, die Diagonalleser bei der Stange zu halten.“

Leseprobe:

… Ich wollte zurück nach Berlin. Ich hatte Heimweh nach Havel und Spree und nach meinen Berlinern. Nachdem ich alliierten Truppen bei Waterloo, in der Schlacht von Belle Alliance, den kleinen Korsen endgültig besiegt hatten und in Paris einmarschiert waren, wurde ich unter lautem Jubel der preußischen Bevölkerung über Lüttich, Aachen, Düsseldorf, Elberfeld, Braunschweig und Potsdam mit Kränzen, Girlanden, Gedichten, mit Sinnsprüchen und Inschriften aller Art zum Willkommen geschmückt, unter Kanonendonner, Glockengeläut, behängt mit Tüchern und Flaggen, vom preußischen Volke auf dem ganzen langen Weg, ihrer neue gewonnenen Freiheit wegen, bejubelt und nach Berlin zurückgebracht…

Erzählungen

Luja und Prost

von Edgar Forster

Von bayrischer Biergaudi und Wirtshäusern.
Wirtshaus und Kirch gehören in Bayern zusammen. Luja und Prost, sind die Freudenrufe in diesen beiden Häusern. Die Symbiose von Kirche und Wirtshaus, ausgedrückt in räumlicher Nähe, kann der aufmerksame Reisende in vielen Ortschaften Bayerns beobachten. Auffällig ist das bei den Wallfahrtsorten. Dass es zwischen den Beherrschern beider Häuser, dem Pfarrer und dem Wirt, gelegentlich zu Differenzen kommt, ist verständlich, aber man gibt in Bayern dem Pfarrer, was des Pfarrers ist und dem Wirt, was des Wirtes ist. Der eine herrscht vor Ort über das himmlische Reich, der andere über das irdische Paradies. Aber der Wirt besucht den Pfarrer und der Pfarrer den Wirt. Die Gäste auf Erden sind Gäste im Gotteshaus und Gäste im Wirtshaus gleichermaßen.

Leseprobe:

… Unbeeindruckt sagte mein Schwager: “ Was soi’s, fahr ma los!“ Der Pater stieg in das Führerhaus und klemmte sich hinter das Lenkrad. „Ham’s Angst?“ fragt mitfühlend der Prüfer. „Na“, sagte der Prüfling-Pater, „des is alles göttliche Vorsehung, des wird scho alles richtig, wia’s a nausgeht.“ Der Pater startet den Lastwagen und fuhr zum Kloster hinaus und siehe da, da war ein Schwerlasttransport, der langsam vor sich hinkroch. Überholen war unmöglich, Wenden auch. Der Laster mit Prüfling und Prüfer durfte dahinter herzuckeln. Der Prüfer musste aber bald wieder in Landsberg sein, der nächste Prüfungskandidat wartete schließlich schon. Ein Umweg war unmöglich. Auch war eine denkbare umleitende Straße gesperrt. Eine Prüfung dauert 45 Minuten und durfte keine Minute länger andauern. Der Pater schlich hinter dem breiten Tieflader her und bald hatte er seinen Führerschein redlich und rechtlich einwandfrei durch Kriechfahrt erworben, „des is die göttliche Fügung, da kenna mir Erdenmenschen gar nix macha!“…

Erzählungen

Der Kochwirt

von Bora Cosic

Essay

Zu den vorliegenden Essays schreibt Karl-Markus Gauß in seinem Nachwort: „Ausgerechnet ein Meister der Verwandlungen aber, der nichts allein als artifizielles Spiel zu lieben schien, ein Zauberer, der mit Spiegelungen und Berechnungen, mit dem richtigen und dem falschen Zitat seine Kunststücke trieb; ausgerechnet der Ironiker, der sich hütete, den Dingen gleich mit ihrem Geheimnis und der Welt mit seiner Moral zu kommen, Bora Cosic also, hat sich als Zeuge bewährt. Das ist merkwürdig und lehrreich. Er, der seiner Zeit weder grimmig die Leviten lesen noch sich eitel als Prediger über sie erheben wollte, hat sich in seinen Essays der Wirklichkeit gestellt; also auch dem Wahnwitz, der Selbstlüge, dem Blendwerk der Ideologie, der Phrase der Propaganda (die immer auch eine Propaganda der Phrase ist), dem Rauschen der großen, unablässig sirrenden Wortmaschine.“

Leseprobe:

… Diese ganze Allee der modellierten Basiliken und Paläste ist für mich ein Gedichtband, dessen einzelne Nummern in erhabener Muße und ohne Neurose angefertigt wurden, wie auch unser Opa sein slawonisches Häuschen gebaut hatte, das bis in meine Tage überlebt hat. Das Häuschen erinnert mich jetzt an eine virtuelle Möglichkeit des Lebens im Kleinen, das es in der Menge der kosmischen Verdrehungen und Umkehrungen auch geben könnte. Es steht  nirgends geschreiben, dass die Dimenseionen unserer Körper, und dementsprechend der Häuser, in denen diese Körper hausen, jener planetarische Standard sind, der einzig richtige und erwartete. Vielleicht sind unsere Maße gar nicht die richtigen, und vielleicht sind wir eigentlich viel winziger, als wir denken, und die Modelle, ob kirchlich oder nicht, hätten uns dabei eine wertvolle Warnung sein können. Unsere Dimensionen sind zu stark betont und ungerecht forciert, und der Modellmeister, der seine Basilika kleiner baut als er selbst ist, denkt vielleicht daran. …

Erzählungen

Das barocke Auge

von Bora Cosic

Essay

Zu den vorliegenden Essays schreibt Karl-Markus Gauß in seinem Nachwort: „Ausgerechnet ein Meister der Verwandlungen aber, der nichts allein als artifizielles Spiel zu lieben schien, ein Zauberer, der mit Spiegelungen und Berechnungen, mit dem richtigen und dem falschen Zitat seine Kunststücke trieb; ausgerechnet der Ironiker, der sich hütete, den Dingen gleich mit ihrem Geheimnis und der Welt mit seiner Moral zu kommen, Bora Cosic also, hat sich als Zeuge bewährt. Das ist merkwürdig und lehrreich. Er, der seiner Zeit weder grimmig die Leviten lesen noch sich eitel als Prediger über sie erheben wollte, hat sich in seinen Essays der Wirklichkeit gestellt; also auch dem Wahnwitz, der Selbstlüge, dem Blendwerk der Ideologie, der Phrase der Propaganda (die immer auch eine Propaganda der Phrase ist), dem Rauschen der großen, unablässig sirrenden Wortmaschine.“

Leseprobe:

… Diese ganze Allee der modellierten Basiliken und Paläste ist für mich ein Gedichtband, dessen einzelne Nummern in erhabener Muße und ohne Neurose angefertigt wurden, wie auch unser Opa sein slawonisches Häuschen gebaut hatte, das bis in meine Tage überlebt hat. Das Häuschen erinnert mich jetzt an eine virtuelle Möglichkeit des Lebens im Kleinen, das es in der Menge der kosmischen Verdrehungen und Umkehrungen auch geben könnte. Es steht  nirgends geschreiben, dass die Dimenseionen unserer Körper, und dementsprechend der Häuser, in denen diese Körper hausen, jener planetarische Standard sind, der einzig richtige und erwartete. Vielleicht sind unsere Maße gar nicht die richtigen, und vielleicht sind wir eigentlich viel winziger, als wir denken, und die Modelle, ob kirchlich oder nicht, hätten uns dabei eine wertvolle Warnung sein können. Unsere Dimensionen sind zu stark betont und ungerecht forciert, und der Modellmeister, der seine Basilika kleiner baut als er selbst ist, denkt vielleicht daran. …

Erzählungen

War Hitler Araber?

von Zafer Senocak

Der Experte muss ständig übersetzen. Er tut es, indem er sich distanziert. Je weiter er von seinem Objekt entfernt ist, umso besser versteht er es. Die Distanz macht es auch möglich, alle Elemente, die ihn bei sich an den anderen erinnern könnten, zu verdrängen. Durch die Dämonisierung des „Anderen“, das auch immer gewalttätig ist, wird Gewalt exotisiert, eigene Gewaltpotentiale werden verdrängt. Ein aufgeklärter Europäer kann Saddam Hussein natürlich nicht sein. Doch war Hitler ein Araber?

Erzählungen

Mir und die Anderen

von Edgar Forster

Bayern umfasst nur 2 Promille der Erdbevölkerung, auf dem Globus ist es so klein, dass man es kaum erkennen kann, aber es ist kulturell bekannt wie kaum ein anderes Land. Das Buch schildert das Zusammentreffen von Bayern und Nichtbayern. Die Daraus entstehenden (Miss)-Verständnisse sind lustiger bis tragikomischer Natur.
Bayern und Nichtbayern – Who ist who