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Krieg und Kriegsfolgen als Graphic Novel

NEUE WELT VERLAG: „DIE HEIMAT IN DER SCHULTASCHE“

Eine authentische Fluchtgeschichte am Ende des Zweiten Weltkriegs

Die hilflosesten Opfer von Krieg und Gewalt sind meistens Frauen und Kinder.

Fast täglich sieht man im Fernsehen Bilder aus aller Welt, in denen Menschen ihre Heimat verlieren. Mit dem Jugoslawienkrieg in den 90er Jahren oder dem aktuellen Krieg in der Ukraine wurde vielen deutlich: So etwas kann jederzeit auch in unserer unmittelbaren Nachbarschaft passieren. Dennoch ist den meisten nicht bewußt, wieviele Familien in Deutschland und Österreich von solch einer Extremsituation betroffen waren: So war jeder Vierte bis Fünfte ein Heimatvertriebener.

Das Schicksal der 14 Millionen deutschen Heimatvertrieben blieb viele Jahre wenig beachtet, Trauer- bzw. Traumaarbeit fand so gut wie nicht statt.

Erst in jüngerer Zeit, wo die Erlebnisgeneration schon fast verschwunden ist, widmen sich Wissenschaftler dem Schicksal der „Kriegskinder“.

Dennoch bieten solche textlastigen Bücher keinen niedrig schwelligen Zugang für heutige Jugendliche, weshalb die Idee aufkam, die tatsächliche Fluchtgeschichte des damals sechsjährigen Heinz Herwig Bathelt von Schlesien nach Österreich in der Form einer Graphic Novel – der „ernsthafteren“ Form eines Comics – aufzubereiten.

Herausgeber und Sohn Christoph Bathelt zeigt sich vom Ergebnis zufrieden wie folgt:
                 „Das Trauma der Flucht und die anschließende bedürftige Kindheit hat meinen Vater zwar geprägt, aber niemals verbittert. Seine Erlebnisse bestätigen den Satz Viktor Frankls, wonach es nur zwei Menschenrassen gibt: nämlich die ‚Rasse‘ der anständigen Menschen und die ‚Rasse‘ der unanständigen Menschen. Darum freue ich mich, dass der Neue Welt Verlag und mein Freund, Prof. Birol Kilic, diese Intention verstanden und das Buch publiziert haben, um das Verbindende und damit Versöhnende darin zu dokumentieren. Es kann auch für heutige Migranten ein Zugang sein, wenn sie sich mit den Befindlichkeiten ihrer neuen Heimat besser auseinandersetzen wollen.“

Verleger und Publizist des Hauses Neue Welt Verlag Birol Kilic:
„Die Programmphilosophie des Neue Welt Verlags ist österreichisch, aber immer mit dem Blick über die Grenzen in die „Neue Welt“. Der Neue Welt Verlag möchte seit vielen Jahren Brücken zwischen Menschen, Kulturen und Generationen bauen, mit Empathie im Sinne des Humanismus und des Friedens. Mit diesem Projekt haben wir erstmals nicht nur in der Form etwas Neues geschaffen, sondern auch ein Thema gewählt, das die Vergangenheit unseres Kontinents Europa bis heute prägt. Ich habe hier ein großes Einfühlungsvermögen. Ich habe viele Geschichten von vertriebenen Türken, Albanern und Bosniern aus dem Balkan besonders gehört, die vor und nach dem Ersten Weltkrieg durch Massaker ihr Hab und Gut verloren haben. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es ein Programm nach dem anderen gegen diese Minderheit der Türken, Albaner und Bosnier auf dem Balkan bis 1990, wo wir alles aus erster Hand gelesen, gehört und aufgeschrieben haben. Wir wollen keinen Krieg, wir wollen Frieden. Atatürk hat nicht umsonst gesagt: Krieg ist Mord, wenn er nicht der Verteidigung des Vaterlandes dient. Nur Verteidigung hat er gesagt, nie Angriff, und deshalb hat Atatürk die Grundideologie der säkularen Republik Türkei mit dem Staatsprinzip „Frieden im Vaterland und Frieden in der Welt“ begründet. Wir wollen Frieden in Österreich, in Europa und in der Welt. Frieden in der Heimat und Frieden in der Welt.Daran müssen wir jeden Tag arbeiten. Im Kleinen wie im Großen. Egal. Wir müssen jeden Tag für die freiheitlich demokratische Grundordnung des Rechtsstaates für den Friedenswillen und als wehrhafte Demokraten einstehen, nachdenken und immer wachsam sein.Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.“

Die Geschichte von Heinz H. Bathelt ist einerseits typisch für viele seiner Generation, andererseits außergewöhnlich wegen seiner präzisen Beobachtungsgabe und vielen erstaunlichen Details. Illustriert wurde das Buch von der slowakischen Grafikerin Klára Štefanovičová. Es ist im DIN A4-Format gedruckt mit Softcover und enthält 32 farbige Seiten.

Heimatblatt der Karpatendeutschen Landsmannschaft in Österreich, Jahrgang 74 November / Dezember 2023 11 / 12 Folge
Zeitschrift: Abendland, III/23, III.Quartal

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https://karpatenblatt.sk/die-heimat-in-der-schultasche-eine-ergreifende-graphic-novel/

Die Heimat in der Schultasche
Die Erlebnisse von Heinz H. Bathelt
Herausgeber : Christoph Bathelt
32 Seiten
Preis: 19,90 Euro
ISBN-Nummer 978-3-9505287-0-1
Neue Welt Verlag, Wien,
Die_Heimat_in_der_Schultasche_ (1)

Erzählungen

Spleen Berlin 1

von Wolfgang Heyder

„Er wusste aus langer Berufserfahrung, wie wichtig junge hübsche Mädchenleichen für das Zustandekommen spannender Stories sind. Demonstrativ zog er das Spleen-Barometer aus dem Diplomatenköfferchen. Ergebnis, wie erwartet: Das digitale Verstimmungsfrühwarnsystem schwieg. Spannungsbogen steigend, statistisch-imaginär hochgebogen steigend, statistisch-imaginär hochgerechnete Leserbeteiligung: circa 75%. Noch keine Abschaltquote. Nur die Situationskomik hätte etwas besser ausfallen können. Er würde sich Mühe geben müssen, die Diagonalleser bei der Stange zu halten.“

Leseprobe:

… Ich wollte zurück nach Berlin. Ich hatte Heimweh nach Havel und Spree und nach meinen Berlinern. Nachdem ich alliierten Truppen bei Waterloo, in der Schlacht von Belle Alliance, den kleinen Korsen endgültig besiegt hatten und in Paris einmarschiert waren, wurde ich unter lautem Jubel der preußischen Bevölkerung über Lüttich, Aachen, Düsseldorf, Elberfeld, Braunschweig und Potsdam mit Kränzen, Girlanden, Gedichten, mit Sinnsprüchen und Inschriften aller Art zum Willkommen geschmückt, unter Kanonendonner, Glockengeläut, behängt mit Tüchern und Flaggen, vom preußischen Volke auf dem ganzen langen Weg, ihrer neue gewonnenen Freiheit wegen, bejubelt und nach Berlin zurückgebracht…

Erzählungen

Luja und Prost

von Edgar Forster

Von bayrischer Biergaudi und Wirtshäusern.
Wirtshaus und Kirch gehören in Bayern zusammen. Luja und Prost, sind die Freudenrufe in diesen beiden Häusern. Die Symbiose von Kirche und Wirtshaus, ausgedrückt in räumlicher Nähe, kann der aufmerksame Reisende in vielen Ortschaften Bayerns beobachten. Auffällig ist das bei den Wallfahrtsorten. Dass es zwischen den Beherrschern beider Häuser, dem Pfarrer und dem Wirt, gelegentlich zu Differenzen kommt, ist verständlich, aber man gibt in Bayern dem Pfarrer, was des Pfarrers ist und dem Wirt, was des Wirtes ist. Der eine herrscht vor Ort über das himmlische Reich, der andere über das irdische Paradies. Aber der Wirt besucht den Pfarrer und der Pfarrer den Wirt. Die Gäste auf Erden sind Gäste im Gotteshaus und Gäste im Wirtshaus gleichermaßen.

Leseprobe:

… Unbeeindruckt sagte mein Schwager: “ Was soi’s, fahr ma los!“ Der Pater stieg in das Führerhaus und klemmte sich hinter das Lenkrad. „Ham’s Angst?“ fragt mitfühlend der Prüfer. „Na“, sagte der Prüfling-Pater, „des is alles göttliche Vorsehung, des wird scho alles richtig, wia’s a nausgeht.“ Der Pater startet den Lastwagen und fuhr zum Kloster hinaus und siehe da, da war ein Schwerlasttransport, der langsam vor sich hinkroch. Überholen war unmöglich, Wenden auch. Der Laster mit Prüfling und Prüfer durfte dahinter herzuckeln. Der Prüfer musste aber bald wieder in Landsberg sein, der nächste Prüfungskandidat wartete schließlich schon. Ein Umweg war unmöglich. Auch war eine denkbare umleitende Straße gesperrt. Eine Prüfung dauert 45 Minuten und durfte keine Minute länger andauern. Der Pater schlich hinter dem breiten Tieflader her und bald hatte er seinen Führerschein redlich und rechtlich einwandfrei durch Kriechfahrt erworben, „des is die göttliche Fügung, da kenna mir Erdenmenschen gar nix macha!“…

Erzählungen

Der Kochwirt

von Bora Cosic

Essay

Zu den vorliegenden Essays schreibt Karl-Markus Gauß in seinem Nachwort: „Ausgerechnet ein Meister der Verwandlungen aber, der nichts allein als artifizielles Spiel zu lieben schien, ein Zauberer, der mit Spiegelungen und Berechnungen, mit dem richtigen und dem falschen Zitat seine Kunststücke trieb; ausgerechnet der Ironiker, der sich hütete, den Dingen gleich mit ihrem Geheimnis und der Welt mit seiner Moral zu kommen, Bora Cosic also, hat sich als Zeuge bewährt. Das ist merkwürdig und lehrreich. Er, der seiner Zeit weder grimmig die Leviten lesen noch sich eitel als Prediger über sie erheben wollte, hat sich in seinen Essays der Wirklichkeit gestellt; also auch dem Wahnwitz, der Selbstlüge, dem Blendwerk der Ideologie, der Phrase der Propaganda (die immer auch eine Propaganda der Phrase ist), dem Rauschen der großen, unablässig sirrenden Wortmaschine.“

Leseprobe:

… Diese ganze Allee der modellierten Basiliken und Paläste ist für mich ein Gedichtband, dessen einzelne Nummern in erhabener Muße und ohne Neurose angefertigt wurden, wie auch unser Opa sein slawonisches Häuschen gebaut hatte, das bis in meine Tage überlebt hat. Das Häuschen erinnert mich jetzt an eine virtuelle Möglichkeit des Lebens im Kleinen, das es in der Menge der kosmischen Verdrehungen und Umkehrungen auch geben könnte. Es steht  nirgends geschreiben, dass die Dimenseionen unserer Körper, und dementsprechend der Häuser, in denen diese Körper hausen, jener planetarische Standard sind, der einzig richtige und erwartete. Vielleicht sind unsere Maße gar nicht die richtigen, und vielleicht sind wir eigentlich viel winziger, als wir denken, und die Modelle, ob kirchlich oder nicht, hätten uns dabei eine wertvolle Warnung sein können. Unsere Dimensionen sind zu stark betont und ungerecht forciert, und der Modellmeister, der seine Basilika kleiner baut als er selbst ist, denkt vielleicht daran. …

Erzählungen

Das barocke Auge

von Bora Cosic

Essay

Zu den vorliegenden Essays schreibt Karl-Markus Gauß in seinem Nachwort: „Ausgerechnet ein Meister der Verwandlungen aber, der nichts allein als artifizielles Spiel zu lieben schien, ein Zauberer, der mit Spiegelungen und Berechnungen, mit dem richtigen und dem falschen Zitat seine Kunststücke trieb; ausgerechnet der Ironiker, der sich hütete, den Dingen gleich mit ihrem Geheimnis und der Welt mit seiner Moral zu kommen, Bora Cosic also, hat sich als Zeuge bewährt. Das ist merkwürdig und lehrreich. Er, der seiner Zeit weder grimmig die Leviten lesen noch sich eitel als Prediger über sie erheben wollte, hat sich in seinen Essays der Wirklichkeit gestellt; also auch dem Wahnwitz, der Selbstlüge, dem Blendwerk der Ideologie, der Phrase der Propaganda (die immer auch eine Propaganda der Phrase ist), dem Rauschen der großen, unablässig sirrenden Wortmaschine.“

Leseprobe:

… Diese ganze Allee der modellierten Basiliken und Paläste ist für mich ein Gedichtband, dessen einzelne Nummern in erhabener Muße und ohne Neurose angefertigt wurden, wie auch unser Opa sein slawonisches Häuschen gebaut hatte, das bis in meine Tage überlebt hat. Das Häuschen erinnert mich jetzt an eine virtuelle Möglichkeit des Lebens im Kleinen, das es in der Menge der kosmischen Verdrehungen und Umkehrungen auch geben könnte. Es steht  nirgends geschreiben, dass die Dimenseionen unserer Körper, und dementsprechend der Häuser, in denen diese Körper hausen, jener planetarische Standard sind, der einzig richtige und erwartete. Vielleicht sind unsere Maße gar nicht die richtigen, und vielleicht sind wir eigentlich viel winziger, als wir denken, und die Modelle, ob kirchlich oder nicht, hätten uns dabei eine wertvolle Warnung sein können. Unsere Dimensionen sind zu stark betont und ungerecht forciert, und der Modellmeister, der seine Basilika kleiner baut als er selbst ist, denkt vielleicht daran. …

Erzählungen

War Hitler Araber?

von Zafer Senocak

Der Experte muss ständig übersetzen. Er tut es, indem er sich distanziert. Je weiter er von seinem Objekt entfernt ist, umso besser versteht er es. Die Distanz macht es auch möglich, alle Elemente, die ihn bei sich an den anderen erinnern könnten, zu verdrängen. Durch die Dämonisierung des „Anderen“, das auch immer gewalttätig ist, wird Gewalt exotisiert, eigene Gewaltpotentiale werden verdrängt. Ein aufgeklärter Europäer kann Saddam Hussein natürlich nicht sein. Doch war Hitler ein Araber?

Erzählungen

Mir und die Anderen

von Edgar Forster

Bayern umfasst nur 2 Promille der Erdbevölkerung, auf dem Globus ist es so klein, dass man es kaum erkennen kann, aber es ist kulturell bekannt wie kaum ein anderes Land. Das Buch schildert das Zusammentreffen von Bayern und Nichtbayern. Die Daraus entstehenden (Miss)-Verständnisse sind lustiger bis tragikomischer Natur.
Bayern und Nichtbayern – Who ist who